Anhang

8.1 Ortschronik Schloß Leuchtenburg 1838-1871

8.1.1 Um- und Ausbau der Leuchtenburg



Zusammenstellung der baulichen Veränderungen der Leuchtenburg lt. Akten des Pfarramts Unterbodnitz, Ortschronik Schloß Leuchtenburg 1838-1871, A 22.

1838

Im Laufe des Sommers wurde die alte Kaserne hinter dem Oekonomiegebäude weggerissen, und der Neubau des Weiberhauses an deren Stelle begonnen.

1839

Es wurde der Bau des Weiberhauses vollendet u. am 1. Septbr. verließen diese ihre bisherige Wohnung u. zogen in das neue Gebäude ein.

Es wurde die alte Treppe am sogenannten Herrenhause weggerißen und von den Häftlingen klein u. graulich die neue Doppeltreppe gebaut u. mit einem eisernen Geländer versehen.

1841

Im Sommer wurde von dem Hause, in welchem der Hausverwalter wohnt, das Dach weggenommen u. ein drittes Stockwerk aufgesetzt, und dieser Bau wurde im November vollendet.

1842

Im Sommer des Jahres wurden sämtliche Gebäude der Burg frisch beworfen. Auch wurde die alte Militärkaserne am Eingange der Burg zur Wohnung für einen Zuchtmeister eingerichtet.

c.) Altar, Kanzel u. Taufstein erhielten eine neue Bekleidung, welche 51 Thaler kostete.

1843

Während des Sommers wurde das alte Brunnenhaus weggerissen u. ein neues von Grund aus errichtet.



1844

c) Die ganzen Gebäude der Anstalt wurden im Laufe des Sommers und beworfen.

1855

Im Jahre 1855 wurde der Salon von der Burg restauriert. Der damalige Zuchthaussträfling Kabner aus Tautenhain hat ihn gemalt, und der Aufseher hiesiger Anstalt Hilgert brachte Wandgemälde an. Auch wurde in demselben Sommer der Kinderpavillon vor der Burg von dem damaligen Arbeitshaussträfling Friedrich aus Hummelshain erbauet.

1859

Im Frühjahr dieses Jahres ward das Innere der hiesigen Kirche auf eine einfache aber geschmackvolle Weise unter Beihülfe der hiesigen Zuchthausgefangenen Rabener uns Trutendorf restauriert. Obgleich diese Restauration ziehmlich lange Zeit in Anspruch nahm, so brauchte doch der Gottesdienst in der Kirche nur an einem einzigen Sonntage ausgesetzt zu werden.

1863

In diesem Jahr ward auch ein neuer Blitzableiter auf der Caserne angebracht und der alte auf dem Hauptthurme aufs neue vergoblet.

1866

Am 04. September brannte Nachmittags gegen 4 Uhr der Dachstuhl eines der alten Thürme auf der Ostseite der Burg ab. Als Grund des Feuers ward angegeben, daß die im Thurme aufgehäuften Schalen von Weidenruthen, die von den hiesigen Korbmachern verbraucht werden, sich selbst entzündet hätten. Aber es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß eine brennende Zigarre, die von einem Gefangenen in dem Thurm versteckt wurden ist, um beim Rauchen nicht ertappt zu werden, die ... zum Brande gewesen ist.

1867

In diesem Jahre ward der voriges Jahre seinem Dachstuhle durch Brand ganz zerstörte Thurm auf der Ostseite der Burg wiederhergestellt.



1868

Am 7. Dezember richtete ein orkanmäßiger Sturmwind an den Fenstern und Dächern der hiesigen Wohnungen großen Schaden an. Ein aus Rinden erbauter Pavillon, welcher links am Eingang der Burg stand, ward vom Sturm zertrümmert, sodaß einzelne Stücke davon bis nach Seitenroda geführt wurden.

1869

Im Sommer ward an Stelle des am 07. Dezember 1868 vom Sturm zertrümmerten Pavillions eine einfache Laube angelegt.



8.1.2 Lebensläufe



Lebensläufe der Pastoren lt. Akten des Pfarramts Unterbodnitz, Ortschronik Schloß Leuchtenburg 1838-1871, A 22:

1838

Am 1. Mai d. J. trat ich, Heinrich Julius Runkwitz mein Amt als Collaborator an. Nachdem nämlich der Beschluß gefaßt worden war, der Leuchtenburgischen Anstalt einen besonderen Pfarrer zu geben und die Landstände 1836 für diese Stelle 275 ... (Taler d. Verf.) bewilligt hatten erhielt ich am 1. Februar d. J. die Veriation zu dieser Stelle, machte dann auf Kosten des Landes eine Reise nach Waldheim, Kolditz, Pirna u. Zwickau, um die Einrichtungen der daßigen Zucht- u. Ireenanstalten kennen zu lernen, empfing den 22. April in der Unterkirche in Altenburg von Generalsuperintendenten die Ordination, wurde den 1. Mai durch die Commission in mein Amt eingewiesen u. trat dieses am 6. Mai als am Sonntage Jubilate an. Ich wurde geboren zu Altenburg den 8. Sept. 1804 und bin der jüngste Sohn des damaligen Regierungskanzllisten Heinrich Runkwitz, der schon 1815 starb. Nachdem ich das Institut des D. Winkler des späteren Pfarrers in Lohma besucht hatte, kam ich 1816 auf das Gynasium zu Altenburg wo Matthia, Ramshorn, Messerschmidt Schneider, Hempel u. Schmidt meine Lehrer waren. Zu Ostern 1824 bezog ich die Universität zu Jena u. hörte hier Gabler, Schott, Baumgerten, ..., Danz, Luden, Roßgarten, Bachmann, Hofmann etc.. Zu Ostern 1827 verließ ich Jena u. erlangte kurz darauf die Laudidatur. 1828 wurde ich Hauslehrer bei dem jetzt noch lebenden A...unotus Raust in Treben, den ich zu Weihnachten 1829 verließ u. als Lehrer zum damaligen Generalsuperintendant Pflug kam. Nach deßen Tod 1832 bildete ich eine Mädchenschule in Altenburg, ging aber zu Ostern 1834 als Lehrer der Kinder zu dem Rittergutsbesitzer in Dreben Oberamtmann Nerdmann bei dem ich bis zum Rufe zu meinem Amte blieb. Am 7. Junius verheiratete ich mich mit Henriette Aßall von Jena.

1839

Der zeitherige Pfarrer an dieser Anstalt, Christian Friedrich Bartholomai, welcher seit 1816 von Seitenrode aus das hiesige Pfarramt mit verwaltet hatte bekam den Ruf als Pfarrer und Adjveotus nach Gößnitz u. hielt hier am 14. p.J. als am 1. Septe. seine Abschiedspredigt. Mir wurden die pfarramtlichen Geschäfte einstweilen übertragen.

1855

Am 29. April, als am Sonntage Jubilate, trat der Pfarrer Karl Heinrich Gustav Leschke aus Altenburg an hießiger Anstalt sein Amt als Pfarrer und Seelensorger an. Er wurde in dasselbe durch den dermaligen Ephoralverweser Herrn Diakonus Seidel aus Kahla eingewiesen nachdem er zuvor einige Wochen die Zeitzer Correctionsanstalt besucht hatte um die dortigen Einrichtungen kennen zu lernen. Derselbe ist den 9. Juli 1821. zu Altenburg geboren und ist der Sohn des dasigen Je...mentenmachers und Orgelbauers Karl Friedrich Leschke. Derselbe kam 1834., nachdem er die Bürgerschule in Altenburg besucht hatte auf das dortige Gymnasium und bezog 1842. die Universität Jena, um Theologie zu studieren 1845. verließ er die Universität und nach bestandener Candidatenprüfung nahm er eine Lehrerstelle in der damals sehr blühenden Erziehungsanstalt des Pastors Grundmann in Kloschwitz im sächsischen Voigtlande an. Als nach dem Tod des Stifters die genannte Anstalt 1851 zu Ostern einging, folgte er dem Anerbieten des D. Matthia in Altenburg in dessen Erziehungsanstalt einzutreten und blieb in dieser Stellung bis Ostern 1855. Der Ruf als Geistlicher an hießige Anstalt zu treten, an ihn erging.





1866

Am 13 Mai (Sonntag Enaudi) war hier kirchliche Generalvisitation. Dem Pfarrer war als Prädigttert Cor 2,8. 9. vorgeschrieben. Der Gottesdienst begann um 9 Uhr früh und endigte gegen 11 Uhr. Der Pfarrer sprach auf Grund des gegebenen Textes über den Abfall von Christe,(woher er komme, wohin er führe, wie ihm entgegenzutreten sei) und der Visitator Herr Di. Braune aus Altenburg schloß daran seine Ansprache an die Gefangenen über die Macht des Gewissens. Ähnlich wie der Herr Generalsuperintendent Dr. Fritzsche bei seiner früheren Generalvisitation, sprach auch Herr Geheimer Consistorialus Dr. Braune wiederholt sich dahin aus, daß er gekommen sei, weniger um zu visitieren, als vielmehr, um den hiesigen Pfarrer in seinem überaus schwierigem Amte zu stärken.




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