Der Taxameter als moderner Bordcomputer mit umfangreichen Abrechnungsfunktionen, die unter anderem das Lesen von Kreditkarten wie die Lohnabrechnung beinhalten, blickt auf eine lange Vorgeschichte zurück. Sie begann mit dem Wegstreckenmesser, den uns Vitruvius überlieferte, und dem 5000 Jahre alten Ganggrab in Newgrange (Irland), das den Zeitpunkt der Wintersonnenwende bestimmte. Im Taxameter kulminieren Jahrtausende der Technikgeschichte. Der Taxameter vereinigt einen Wegmesser und eine Uhr, um aus diesen beiden Größen heraus den Fahrpreis anzuzeigen. Die Erfindung des Fahrpreisanzeigers war von umwälzender Bedeutung für das Droschkengewerbe. Mit einem Mal sollten die permanenten Streitigkeiten zwischen Fahrgast und Droschkenkutscher wie auch die üblichen Tricks des Kutschers gegenüber dem Unternehmer eine Ende haben. Unbestechlichkeit und Pünktlichkeit setzten sich mit dem "Radikalmittel" des Taxameters im Droschkengewerbe durch.
Bereits Autoren des Altertums beschreiben W e g m e s s e r.
Sie dienten zum Bestimmen von Entfernungen bei der Landvermessung. Vitruvius,
römischer Architekturtheoretiker des 1. Jahrhunderts v.Chr., beschrieb in seinem Werk
"De architectura" einen Wegmesser. Ein Einertrieb (ein Stift, der senkrecht auf dem Rad oder der
Welle angebracht ist) an einem Wagenrad griff bei jeder Umdrehung in ein Stirnrad; durch weitere
Übersetzung drehte sich ein Rad nach Zurücklegung einer Meile einmal herum. Hierdurch
fiel eine Kugel in ein Metallgefäß. Aus der Anzahl der Kugeln in dem Gefäß
ließ sich die zurückgelegte Entfernung bestimmen.
Der Grieche Heron von Alexandria erwähnte im 1. Jahrhundert
n.Chr. einen auf dem gleichen Prinzip basierenden Wegmesser zur Landvermessung, welcher die
zurückgelegte Strecke jedoch mit einem Zeigerwerk anzeigte.
Die Verwendung solcher Gerätschaften zur Landvermessung
war nicht allein auf den antiken Mittelmeerraum beschränkt. Aus China sind in der Zeit der
Chin-Dynastie (265-419 n.Chr.) Meilentrommelwagen bekannt. Eine hölzerne Figur schlug nach
einer Meile auf eine Trommel. Später wurden Wagen beschrieben, die nach einer Meile einen
Trommelschlag und alle 10 Meilen eine Glocke auslösen. 1486 wurde das wiederentdeckte Werk
"De architectura" des Vitruvius in Italien gedruckt. Danach setzte die Landvermessung mit Hilfe
wegmessender Wagen erneut ein. Leonardo da Vinci baute zwei solcher Wagen.
Im deutschen Raum erkannte Kurfürst August von Sachsen
die militärische Nützlichkeit der Kenntnis von Entfernungen. Er ließ mehrere
Wegmesser, wahrscheinlich nach antiken Vorbildern, konstruieren. Nach dem Scheitern des Versuches,
diese Erfindung geheimzuhalten, wuchs die Zahl derjenigen, die sich mit Wegmessern
beschäftigten. Im Jahre 1678 ließ der Ingenieur Butterfield in Paris zur
Erläuterung seiner Geräte den ersten Prospekt eines Wegstreckenmessers drucken.
Zwischen 1712-17 vermaß der Geograph Friedrich Zurner sämtliche sächsischen
Straßen mit seinem Meßwagen. Mit der Verbesserung der zur Landvermessung benutzten
Instrumente wurden die Wegstreckenmesser für die Kartographie überflüssig.
Die U h r kann auf eine noch längere Ahnenreihe als der
Wegstreckenmesser zurückblicken. Das Messen der Zeit und die Bewältigung der
kalendarischen Probleme spielte schon in den frühesten Kulturen eine wichtige Rolle.
Der Wechsel von Tag und Nacht sowie der durch die Jahreszeiten bedingte landwirtschaftliche
Rhythmus, bestimmten zunächst die Zeiteinteilung. Die wetterabhängigen erheblichen
Schwankungen in der Festlegung des Beginns der Jahreszeiten wurden durch Beobachtung der
Himmelskörper ausgeglichen. Besondere Bedeutung kam dem Wechsel der Mondphasen bei den
ersten kalendarischen Einteilungen zu. Zwölf Mondumläufe mit je 29 1/2 Tagen faßte
man zu einem Jahr von 354 Tagen zusammen. Ein Monat erhielt hierbei entweder 29 oder 30 Tage.
Der Unterschied zwischen dem Mondumlauf und dem Sonnenjahr wurde durch Schaltmonate ausgeglichen.
Dies war die Voraussetzung für die Fixierung religiöser Feste, die für die
Heilserwartungen der Menschen eine außerordentliche Rolle spielten. Ein Beispiel für
die frühe Fixierung eines besonderen Tages im Jahr ist das Ganggrab von Newgrange in der
Republik Irland. Es ist 5000 Jahre alt und jedes Jahr am 21. Dezember, dem Tag der
Wintersonnenwende, fällt ein Sonnenstrahl zwischen 9.45 Uhr und 10.15 Uhr durch den 18,9 m
langen Gang in die 6 Meter hohe Grabkammer und taucht die dunkle Gruft in gleißendes
Licht.
Die Antike kannte Sonnen-, Wasser- und Sanduhren. 1354 wurde
die erste Räderuhr aus Triebwerk, Hemmung und Regler gebaut. Diese mechanischen Uhren waren
bis Ende der 60er Jahre unseres Jahrhunderts die allgemein üblichen Uhren und erst Quarzuhren
ersetzten sie.
Als um 1600 in London die ersten Mietwagen aufkamen, bot sich
ein neues Einsatzgebiet für Wegstreckenmesser und die Uhren an. Der Mietpreis mußte
bestimmt werden. Hierfür kam neben der Qualität des Fahrzeuges vor allem die Wegstrecke
oder die Mietdauer als Berechnungsgrundlage in Frage. In Berlin gründete sich die
Droschkenzunft am 11. Dezember 1739 mit königlicher Erlaubnis und einem Zuschuß
zur Beschaffung der ersten 14 Wagen. Die steigende Wagenzahl machte eine einheitliche
Fahrpreisberechnung notwendig. Den Fahrpreis bestimmten Kutscher und Fahrgast entsprechend der
benötigten Zeitdauer für den zurückgelegten Weg. Dies führte
naturgemäß zu ständigen Streitereien. Die Kutscher fuhren langsam und
damit für den Kunden teuer. Auch der Unternehmer konnte seine Droschkenfahrer kaum
kontrollieren. Diesem ständigen Ärgernis für die Kunden sowie dem
beträchtlichen Schaden für die Unternehmer versuchte man mit einer Unzahl einzelner
Erfindungen beizukommen.
Bereits 1818 stellte der Student Grünberg einen
Patentantrag für einen Apparat, der sowohl die Wegstrecke als auch die Zeit maß.
Grünberg konnte keine gültige Aufenthaltsgenehmigung für Preußen nachweisen,
so daß sein Patent in den Tiefen der Bürokratie versank. 1836 kamen in Paris Wagen auf,
die "Compteurs" (Zähler) hießen und die auf einem Ziffernblatt die
zurückgelegte Wegstrecke sowie die Zeit anzeigten.
Der Vorläufer des Freizeichens ist Marie Trenn aus
Graudenz zuzuschreiben. Sie brachte im Jahr 1846 an den Polstern ihrer Kutsche eine Vorrichtung an,
die beim Niedersetzen des Kunden automatisch das Zählwerk einschaltete und eine große
rote Fahne hochklappte. Einheitliche Preisanzeiger ersetzten die separaten Zeit- und
Entfernungsanzeiger. Der Preis für die Fahrt sollte der Anzahl der Fahrgäste und dem
mitgeführten Gepäck immer genauer angepaßt werden. So gab es Versuche, jeden
einzelnen Sitz mit einem Zählwerk zu verbinden, um so den Preis entsprechend der Anzahl der
Fahrgäste berechnen zu können. Auch wenn sich dieser Versuch in der Praxis nicht
durchsetzte, ist er ein erster Beleg für eine Differenzierung der Tarife.
Als Urheber des modernen Taxameters wird der Petersburger
Musikprofessor W.F.Nedler immer wieder genannt, dessen "Taxonom" 1876 in Berlin ein Patent erhielt,
verschiedene Tarifgruppen hatte und durch Bewegung einer Freifahne geschaltet wurde. Allerdings
war der Nedlersche Apparat noch nicht den Anforderungen der Praxis gewachsen. Im Jahr der
Weltausstellung in Paris 1889 fand in der Seinemetropole ein Wettbewerb der Taxameter-Erfinder
(112 Patente aus verschiedenen Ländern stellten die Entwicklungen der vorausgegangenen
hundert Jahre dar) statt.
In Deutschland leitete ab 1890 der Taxameter von Westendarp
& Pieper den eigentlichen Siegeszug der Fahrpreisanzeiger ein. Der Antrieb dieses Apparates
geschah bei den Pferdedroschken durch die Radumdrehung. Bei den Motordroschken wurde später
die Rotation der Kardanwelle, welche das Fahrzeug antrieb, als Impulsgeber für das Räderwerk
des Taxameters benutzt.
In beiden Fällen sorgte eine biegsame Welle für den Antrieb. Die
Umrechnung der zurückgelegten Kilometerzahl sowie der Wartezeit in Geld erfolgte automatisch.
Der Apparat war so eingerichtet, daß er durch entsprechende Einstellung drei verschiedene
Mechanismen betätigte, je nach dem für die Beförderung gültigen Tarif.
Außerdem berechnete und zeigte ein Uhrwerk die Wartezeiten an. Auf der dem Fahrgast
abgewandten Seite des Apparates war eine Zählerkontrolle angebracht, die es dem
Eigentümer des Wagens ermöglichte, jeden Betriebsvorgang festzustellen. Diese Kontrolle
erstreckte sich auf die Kilometerzahl, die insgesamt bei Leerfahrten und mit Fahrgästen
zurückgelegt wurden. Außerdem gestattete es noch eine Übersicht über die
Beförderung von Hunden und Gepäck. Gleichzeitig erschien auf der dem Fahrgast
zugewandten Seite des Apparates die Grundgebühr. Dies war als Entgelt für die Annahme
der Fahrt gedacht.
In Berlin stellte die Polizeiverordnung vom 08. November 1892
vorerst das Anbringen der Fahrpreisanzeiger ins Belieben der Fuhrunternehmer. Das Publikum
bevorzugte indes die mit Taxameter ausgestatteten Wagen, die zudem nach polizeilicher Verordnung
vom 10. November 1893 besonders gekennzeichnet waren. Die Kutscher trugen weißlackierte
Hüte mit schwarzem Band und preußischer Kokarde. Die Anbringung der Taxameter bedeutete
keine große Belastung für die Betreiber der Droschken, da die Taxameter-Hersteller ihre
Apparate für eine Gebühr von 5 Mark monatlich (unter Eigentumsvorbehalt)
überließen. Außerdem übernahmen sie auch für diese Gebühr
die Instandhaltung und Wartung der Apparate. Die Verschlüsse der Uhren wurden verplombt,
um Manipulationen durch die Fahrer entgegenzuwirken. Insbesondere bei den Droschken 1. Klasse -
allesamt neue und gepflegte Wagen wie Doppelkaleschen, Broughams, Whiskys und Cabs - ging die
Verbreitung der Taxameter sehr schnell vor sich. 1905 wurden Fahrpreisanzeiger für
Droschken 1. Klasse obligatorisch.
Die Taxameter erforderten umfangreiches feinmechanisches Know-how.
Nur wenige Uhrmacher, wie der Hamburger Ferdinand Dencker, der die Nedlerschen Patente erworben
hatte, konnten die komplizierte Mechanik herstellen. In Berlin produzierten Duennhoelter &
Schoelzel sowie die in Kreuzberg beheimatete "Internationale Taxametergesellschaft"
Fahrpreisanzeiger.
Durch die vielen Tarifänderungen in den zwanziger Jahren (Inflation) verlangten die
Taxameter-Werkstätten den Taxiunternehmern immer höhere Preise ab, die das Gewerbe
sehr stark belasteten. Die "Innung der Kraftdroschkenbesitzer Groß-Berlins" ergriff die
Initiative und richtete eine eigene Taxameter-Reparatur-Werkstatt ein. Dadurch sanken die Preise
für Neumontagen und Reparaturen ganz erheblich und das Berliner Droschkengewerbe hatte starke
wirtschaftliche Vorteile.
Am 18. Oktober 1929 wurde in der Reichshauptstadt das
Taxiunternehmen "Kraftag" (der Wagenpark umfaßte im November 1930 über 1000 Fahrzeuge)
gegründet. Hauptaktionär und -lieferant war die S.A. Fiat in Turin. Die Kraftag
führte auf ihren Taxen Taxameter-Quittungsdrucker ein, die erst gelb, dann weiß
gestrichen waren. Schon dies hob die Wagen der "Kraftag" für das Publikum aus der Masse
der Droschken hervor. Die Taxameter-Quittungen ermöglichten die Einführung eines
Rabatt-Systems, d.h. für Quittungen über einen Gesamtbetrag von 20 Reichs Mark (RM)
wurde ein Freifahrt-Gutschein in Höhe von 1 RM ausgegeben. Über die dauernden
Auswirkungen dieser Maßnahme herrschte bei der Einführung wenig Klarheit. Als
die erwartete sofortige und starke Geschäftsbelebung ausblieb, nahm man von dem Rabattsystem
wieder Abstand. Die übrigen Fuhrunternehmen erkannten, daß die Rabattgewährung
und Reklame auf Dauer die Kraftag stärken würde. Deshalb beschlossen sie, den
Rabattkampf aufzunehmen und gewährten ebenfalls einen Nachlaß von 5 %.
Für viele Taxifahrer war, sehr zum Leidwesen der
Hersteller, ihre Taxiuhr ein Glücksbringer und sie nutzten die fast unverwüstlichen
Uhren mehrere Jahrzehnte. Erst den bereits in einigen Städten eingeführten
Staffeltarifen wird es gelingen, auch noch die letzten mechanischen Fahrpreisanzeiger aus den
Taxen zu verbannen.
Die neuesten Geräte sind Bordcomputer, die sich
untereinander im Umfang ihrer Abrechnungsfunktionen und dem Grad der Vernetzung unterscheiden.
Ein Magnetkartenlesegerät oder Strichkodelesegerät dient zur Identifizierung des
Fahrers durch den Bordcomputer, um die anfallenden Daten einzelnen Fahrern zuordnen zu können.
Mit Hilfe von Datenkassetten, Datenfunk oder Infrarot kann der Datentransfer zwischen dem
Taxameter und dem Computer des Taxiunternehmers erfolgen, der die Daten zur Lohn- und
Betriebsabrechnung nutzt.
Das Kreditkartenlesegerät wird in Verbindung mit dem Bordcomputer mit der dazu erforderlichen
Transaktionssoftware den bargeldlosen Zahlungsverkehr in das Taxigewerbe einführen. In
Zukunft würde der Taxifahrer nur etwas Wechselgeld in der Brieftasche haben. Damit soll
auch für die Fahrer die Bedrohung, überfallen und ausgeraubt zu werden, sinken.
Ein Drucker erstellt Quittungen, Kreditbelege, Abrechnungszettel und Fahrtinformationen.
Quittungstexte ebenso wie zusätzlich enthaltene Werbung können in einem PC erstellt
und in den Drucker übertragen werden.
Ein Zeitzeichenempfänger erhöht die Manipulationssicherheit, wenn durch eine
entsprechende Schutzschaltung sicher gestellt ist, daß der Taxameter mit der exakten
Uhrzeit (Atomuhr des PTB Braunschweig) arbeitet. Ein automatischer Kalender für die fixen
und beweglichen Feiertage beinhaltet auch die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit. Ein
großer Programmspeicher ermöglicht eine hohe Flexibilität bei Tarifänderungen.
Code-geschützte Kontrollzähler verhindern den Datenzugriff Unbefugter. Automatisch
überwacht werden der geschaltete Tarif wie auch das Dachzeichen.
Datenfunk, wie ihn u.a. ein System der dänischen Firma Finn Frogne bietet, erlaubt den
Transfer der Daten des Taxameters via Funk in die Buchhaltung der Taxizentrale. In umgekehrter
Richtung könnte von der Funktaxenzentrale aus Tarifumstellungen ohne den sonst obligatorischen
Werkstattaufenthalt erfolgen, wenn dies die Eichgesetzgebung zuließe. Global Positioning
System (GPS) kann das einzelne Taxi ausreichend genau orten und damit die Auftragsvergabe durch
automatische Leittechniken optimieren.